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Ein Interview mit den experimentellen Pop-Pionieren Everything Everything

Sonja_H
Vielschreiber
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Ein Interview mit den experimentellen Pop-Pionieren Everything Everything

Autor: Sony Europe

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Von links nach rechts: Alex Robertshaw, Jonathan Higgs, Michael Spearman und Jeremy Pritchard

 

Everything Everything sind anders als die meisten Popbands. Sie schreiben Songtexte mit Themen wie Photoshop und Fabergé-Eier. In ihrer Musik setzten sie knifflige Rhythmen und komplexe Arrangements ein. Frontmann Jonathan Higgs singt in seiner unverwechselbar hohen Kopfstimme. Aber schaltet doch einfach das Radio ein, und ihr werdet sie wahrscheinlich in einer Reihe mit Leuten wie One Direction und David Guetta hören.

 

Während der Entstehung dreier Alben haben die Mitglieder des Quartetts aus Manchester gelernt, eine Balance zwischen ihrer Exzentrizität und herkömmlichen Ohrwürmern der Pop-Musik zu finden, und das Ergebnis hat sie in die Prime-Time-Radio-Slots und zu internationalen Festivalauftritten geführt. Trotzdem ist ihr Sound mit keinem ihrer Musiker-Kollegen zu vergleichen.

 

Sie haben ihre Intentionen gleich von Anfang an klar ausgedrückt, als sie anlässlich der Feier zur Veröffentlichung ihres Synth-Heavy-Debut-Albums Man Alive in 2010 das ganze Ding in der Londoner Union Chapel vorwärts und rückwärts spielten ...begleitet von einem großen Orchester.

 

 

„Ja, das war ziemlich ambitioniert. Möglicherweise etwas übertrieben, aber wir sind froh, es so gemacht zu haben", erzählt mir der Drummer Michael Spearman. „Zum Glück haben uns Freunde beim Arrangieren der Musik für das Orchester geholfen. Die Organisation und die Proben waren allerdings eine wirkliche Herausforderung“.

 

Eklektische Musik

 

Ihre aktuellste Veröffentlichung, Get To Heaven, ist die bis dato wahrscheinlich deutlichste Aussage. Sie ist unterhaltsam und zweifellos ihr musikalisch eklektischstes Werk, bei dem sie sich insbesondere von Kanye West und dem Elektronik-Produzenten Jon Hopkins inspirieren ließen, aber auch von R&B, House, Afrobeat, Krautrock und Allem, was dazwischen liegt.

 

 

Sie denken aber selten an einen bestimmten Sound, wenn sie einen Song schreiben. „Eigentlich entwickeln sich die Dinge in den frühesten Demo-Stufen. Manchmal interpretieren wir einen Song oder eine Passage eines Songs in einem anderen Stil, als dieses ursprünglich gedacht war, aber das geschieht in der Regel unterbewusst. Es kommt sehr selten vor, dass wir uns vornehmen, verschiedene Genres zu kombinieren, da dieses oft ziemlich tollpatschig klingen kann“.

 

Einlassen auf die digitale Welt

 

Mit seiner Beurteilung von Get To Heaven in The Guardian hat der Musikkritiker Alexis Petridis Parallelen gezogen zwischen dieser Musik und dem digitalen Zeitalter, in dem wir uns befinden; die komplexen Arrangements und die verdichtete Instrumentierung, die ein Spiegelbild der Reizüberflutung aus permanent, rund um die Uhr ausgestrahlten Nachrichtensendungen und dem riesigen Resonanzkörper an Mitgliedern in sozialen Medien darstellt“.

 

Das ist wahrscheinlich die Konsequenz ihres kreativen Prozesses, der regelmäßig den Wechsel der Konstellation einer herkömmlichen Band hin zu mehr Digitalisierung beinhaltet. „Immer häufiger erwachen unsere Songs in diesen Tagen auf einem Notebook zum Leben, statt auf einer Gitarre oder einem Piano. Der Vorteil davon ist, dass wir nicht durch Technik eingeschränkt sind und die einzige wirkliche Grenze unsere Vorstellungskraft ist. Auf einer Gitarre, einem Piano oder einem Schlagzeug zu spielen führt dazu, dass wir Dinge aus alter Gewohnheit spielen, was zu einem Gefühl der Einschränkung führen kann.

 

„Der einzige Nachteil am Computer kann das Fehlen von Parametern sein. Wenn man ein komplett leeres weißes Blatt vor sich hat und frei ist, alles, aber auch alles zu machen, kann das zu einer Art „Paralyse der Wahl“ werden. Normalerweise setzen wir einige Grenzen, einen Rahmen, innerhalb dessen wir arbeiten.“

 

Hi-Res Audio bewahren

 

Es sind viele Stunden akribischer Arbeit in einem Aufnahmestudio erforderlich, um Musik zu produzieren, die so abenteuerlich und dicht geschichtet ist. Daher ist es keine Überraschung, dass es viel über das Erhalten digitaler Musikqualität zu sagen gibt. „Es gibt so viele Meinungen dazu ...Paul McCartney sagte, er schert sich nicht darum, wie die Leute seine Musik konsumieren, solange sie sie mögen, während Neil Young ein solcher Verfechter von Hi-Res-Audio ist, dass er dafür seinen eigenen Audio-Player entwickelt hat.

 

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„Ich nehme an, wir sind so etwa in der Mitte. Wir möchten, dass die Leute unsere Musik hören, und wenn sie dies über ein legitimes Low-Res-Streaming tun, und was noch wichtiger ist, dass die Qualität sie nicht stört, dann ist das für uns absolut ok. Andererseits ist es etwas frustrierend, wenn wir Geld, Zeit und Sorgfalt aufwenden, für das Mischen und Audio-Mastering, und die Leute hören die Musik über ihre Handylautsprecher oder grauenvolle Ohrhörer, was dazu führt, dass sie die Details, das Subtile und Kraftvolle, durch den Verlust hoher und niedriger Frequenzen nicht wahrnehmen. Das ist wirklich ein Jammer.“

 

In den vergangenen fünf Jahren sind Everything Everything dem Pub- und Club-Kreis von Manchester entstiegen und spielen auf einer Bühne auf dem Glastonbury Festival vor Zehntausenden Fans. Bei allem musikalischen Können, das gezeigt wird, wird wohl mit Get To Heaven auch zelebriert, wo sie jetzt stehen; die Krönung von Allem, was auf den vergangenen zwei Alben zu den Höhepunkten zählte. „Arc war ruhiger und passiver als Man Alive , die Songs waren aber möglicherweise melodischer. Bei Get To Heaven haben wir uns um mehr Energie und Farbe bemüht, als bei Arc und wollten die Kraft der Melodie erhalten. Darauf sind wir wirklich stolz“.

 

Das neueste Album von Everything Everything „Get To Heaven“ ist jetzt erhältlich. Die Termine der Tourneen findet ihr auf der Website der Band.

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